Weinen und Lachen

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(Gastbeitrag zu meinem Projekt »Wie ein großer, warmer Schal«)

Heute vor vier Jahren starb Michaela unverschuldet bei einem Autounfall. Zehn Wochen zuvor hatten wir uns bei unserer Hochzeit versprochen, für immer zusammenzubleiben. Von einem Moment auf den anderen waren alle Hoffnungen und Träume zerstört. Es begann eine Zeit, die keine Zeit mehr war. Das Leben stand auf grausame Weise still, durchbrochen vom Tod, ohne Gedanken an morgen, umgeben von Dunkelheit und Leere. Voller Trauer, leise weinend, und voller Wut, laut schreiend, war in mir die eine Frage, auf die es nie eine Antwort geben wird: Warum?

Wie kann ich dir, Gott, weiter vertrauen, wenn du so etwas zulässt?

Ich bin dein Schutzengel,
eins mit dir von Geburt bis zum Tod.
Ich bin bei dir, in dir, neben dir, über dir, hinter dir.
Ich bin, wer du sein sollst und im Innersten sein willst.
Ich trauere mit dir und weine mit dir.
Ich freue mich mit dir und liebe mit dir.

Ich schütze dich, ich kämpfe für dich, ich leite dich.
Wann immer du mich rufst, bin ich schon bei dir,
und ich helfe dir auch dann, wenn du es nicht weißt.
Meine Flügel umhüllen dich wie ein leuchtendes Kleid.

Ich bin Gottes Segen. Immer bei dir.

Hildegunde Wöller

Dieser tröstende Segen zeigte sich in den Menschen, die um mich waren. Menschen, die keine Antworten hatten, sondern nur sich selbst. Menschen, die mit mir um Michaela geweint und meine Trauer um den Tod und meinen Kampf um das Leben ausgehalten haben. Und in all der Trauer und Tiefe der Gefühle war da auch etwas anderes, das für immer verloren schien. Kein Licht, das die Dunkelheit vergessen lässt. Kein Lachen, das das Weinen übertönt. Sondern eine Fröhlichkeit, die genauso ehrlich in meiner Seele wohnt, wie die Trauer um Michaela.

In diesem Widerspruch der Gefühle – der Verzweiflung und Hoffnung – war ich Gott so nah wie niemals zuvor.

Freut euch mit den Fröhlichen! Weint mit den Trauernden!
Römer 12,15

Die Menschen, mit denen ich im Trauern lachen konnte, sind heute die Menschen, mit denen ich im Fröhlichsein weinen kann. Menschen, bei denen Michaelas Tod nicht verschwiegen werden muss, nur um nicht die oberflächliche Freude des Lebens zu gefährden.

Die Trauer bleibt bestehen und doch ging die Fröhlichkeit nicht verloren. Und vielleicht sind ja meine Freundinnen und Freunde – das gemeinsame Weinen und Lachen – die Antwort auf meine Fragen: der große, warme Schal Gottes, der mich tröstend umgibt. Dafür danke ich dir, Gott.

Andreas Harder-Matern

Wenn dein Herz wandert

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(Gastbeitrag zu meinem Projekt »Wie ein großer, warmer Schal«)

Liebe Anne, es gibt so viele Bibelstellen, die mir gefallen:

Ich bin der Herr, dein Gott, der dich an der Hand fasst,
der zu dir sagt: Fürchte dich nicht, ich helfe dir.
Jesaja 41,13-14

Ja Gott ist meine Rettung, ihm will ich vertrauen und niemals verzagen!
Jesaja 12,2

Und mein Lieblingstext vom Heiligen Franz von Sales ist mir ganz besonders Trost. Wenn Sie dazu ein Bild malen würden, das wäre wunderbar! Ich habe schon oft überlegt, wie das wohl ins Bild zu bringen wäre.

Wenn dein Herz wandert oder leidet, bring es behutsam an seinen Platz zurück und versetze es sanft in die Gegenwart deines Herrn. Und selbst wenn du nichts getan hast in deinem ganzen Leben, außer dein Herz zurückzubringen und wieder in die Gegenwart unseres Gottes zu versetzen, obwohl es jedes Mal wieder fortlief nachdem du es zurückgeholt hast, dann hast du dein Leben wohl erfüllt.
Franz von Sales

Gottes Segen, ich freue mich, wieder von Ihnen zu hören.

Schwester Maria Dominik
Thuiner Franziskanerin und Gemeindereferentin im Bistum Osnabrück

Du, Nachbar Gott

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(Gastbeitrag zu meinem Projekt »Wie ein großer, warmer Schal«)

Gerne will ich mich an Deinem Projekt mit einem kleinen, persönlichen Beitrag beteiligen, der darüber Ausdruck gibt, welch ein Text mir derzeit besonders tröstlich ist, der mich wärmt, wenn es mir einmal frostig zu Mute ist. Es sind einige Zeilen von Rainer Maria Rilke, der schreibt:

Du, Nachbar Gott, wenn ich dich manches Mal
in langer Nacht mit hartem Klopfen störe, –
so ists, weil ich dich atmen höre
und weiß: Du bist im Saal.
Und wenn du etwas brauchst, ist keiner da,
um deinem Tasten einen Trank zu reichen:
ich horche immer. Gib ein kleines Zeichen.
Ich bin ganz nah.

Nur eine schmale Wand ist zwischen uns,
durch Zufall; denn es könnte sein:
ein Rufen deines oder meines Munds –
und sie bricht ein
ganz ohne Lärm und Laut.

Rainer Maria Rilke

So weit Rilke. An das “Fleisch gewordene Wort” glauben heißt für mich, sein Wirken immer wieder neu zu finden im Alltag, wie in den Ausnahmemomenten, wie sie uns das Leben immer wieder aufgibt. Ermutigend ist dabei immer wieder an unerwarteter Stelle “dieses Atmen” zu hören, zu spüren und sehen zu dürfen, derzeit meine ich es bei den Kristallen im Schnee zu entdecken…

Dir Gottes Segen auf dieser Projekt-Spur!

Andreas Wilhelm
Dekanatsreferent und Diakon, Kirche im Europa-Park

Hör mein Bitten, Herr!

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(Gastbeitrag zu meinem Projekt »Wie ein großer, warmer Schal«)

Ich habe im Moment drei Bibeltexte, die mich begleiten: Psalm 55, Psalm 42 und 1. Johannes 3,1.

Es fällt mir schwer, einem davon den Vorzug zu geben. Je nach Situation und je nach Gefühlslage ist mal der eine, mal der andere präsent. Psalm 55 und Psalm 42 habe ich über die Musik kennengelernt. Und vielleicht bedeuten sie mir deswegen so viel – wo ich keine Worte mehr finde, ist da immer noch Musik in mir. Wenn ich glücklich bin, zufrieden oder sogar beides zusammen, kommen die Worte und Töne bei mir ganz alleine. Aber wenn ich traurig bin und verzweifelt, wenn selbst die Tränen im Hals stecken bleiben – dann kann ich über Musik sprechen, Tränen zum Laufen bringen.

Der Vers aus 1. Johannes 3 ist mein Taufspruch. Meine Eltern konnten sich nicht mehr an ihn erinnern (zu meiner Zeit war es noch nicht üblich, dies irgendwo schriftlich festzuhalten) und so hat es 37 Jahre gedauert, bis ich ihn über die Kirchengemeinde, in der ich getauft wurde, herausgefunden habe. Ich fand meinen Taufspruch ganz nett, aber mehr nicht. Erst als ich ihn im “Paulus” (von Felix Mendelssohn Bartholdy) gesungen habe, habe ich Zugang zu ihm bekommen. Immer wenn Musik dieses Kribbeln in mir weckt, diese riesige Sehnsucht nach irgendetwas, was ich nicht greifen kann und gleichzeitig ganz ruhig innen drin werde – dann weiß ich: Dieser Text ist meiner. Und ich vergesse ihn nicht mehr!

Der eine Text stammt also aus Psalm 55. Ich sage bewusst “stammt”, denn man kann ihn eher als eine Interpretation denn eine wörtliche Wiedergabe des Psalms verstehen.

Hör mein Bitten, Herr, neige dich zu mir,
auf deines Kindes Stimme habe Acht!

Ich bin allein; wer wird mir Tröster und Helfer sein?
Ich irre ohne Pfad in dunkler Nacht!

Die Feinde sie drohn, und heben ihr Haupt:
“Wo ist nun der Retter, an den ihr geglaubt?”
Sie lästern dich täglich, sie stellen uns nach,
und halten die Frommen in Knechtschaft und Schmach.

Mich fasst des Todes Furcht bei ihrem Dräun!
Sie sind unzählige, ich bin allein,
mit meiner Kraft kann ich nicht widerstehn;
Herr, kämpfe du für mich,
Gott, hör mein Flehn!

O könnt ich fliegen wie die Tauben dahin,
weit hinweg vor dem Feinde zu fliehn!
In die Wüste eilt ich dann fort,
fände Ruhe am schattigen Ort.

Psalm 55

Es gibt Zeiten, da fühle ich mich einfach nur klein und hilflos. Ich würde am liebsten irgendjemandem zurufen: “Hilf mir doch! Entscheide du für mich! Nimm mich in den Arm, halte mich fest! Geh ein Stück mit mir zusammen, bis ich wieder Boden unter den Füßen habe!” Im Moment stecke ich mal wieder in so einer Phase – und ich habe eben keinen, der mich hält und der mich begleitet. Ich bin allein. Nur Gott ist da. Auch wenn Er mir Entscheidungen nicht abnimmt (schließlich habe ich ja von ihm einen eigenen Kopf mit eigenen Gedanken bekommen), auch wenn Er mir noch nie geantwortet hat (Naja, wer weiß? Vielleicht schreit Er sich die Lunge aus dem Leib und ich höre ihn nur einfach nicht?) ist die Vorstellung schön, dass Er sich zu mir neigt und aufpasst.

Feinde wie David, der diesen Psalm sang, habe ich zum Glück nicht. Ich bin oft mein eigener Feind. Zum Beispiel jetzt, wo ich eine berufliche Entscheidung getroffen habe, von der ich fürchte (nein, eigentlich weiß ich das – ich will es nur nicht wissen wollen), dass ich sie nicht durchhalten werde. Zum Beispiel, wenn ich mich überfordert fühle oder wenn ich mich selbst nicht leiden kann. Dann sind diese Gefühle wie Feinde, weil sie mich durcheinanderbringen, aus der Bahn werfen und unglücklich machen. Und es ist so furchtbar anstrengend, sich alleine da wieder herauszuarbeiten. Da kann ich nur wie David singen: Herr, kämpfe Du für mich! Ich kann es nicht, ich habe keine Kraft dazu, und außerdem weiß ich schon gar nicht mehr, was richtig ist und was falsch…

“O könnt ich fliegen wie Tauben dahin, weit hinweg vor dem Feinde zu fliehn! In die Wüste eilt ich dann fort, fände Ruhe am schattigen Ort.” – “O könnt ich fliegen wie Tauben dahin…” – hinein in eine bessere Welt, in der ich ICH sein kann. Zukunftsmusik. Nicht in dieser Welt. Aber eine schöne Zukunftsmusik, finde ich. Die letzten Zeilen des Psalms oder der Hymne – sie ändern nichts an meiner jetzigen Situation. Und doch machen sie mich irgendwie ruhig und zufrieden. Ich halte mich nicht für besonders gläubig. Aber wenn diese Musik in mir klingt, dann weiß ich einfach, dass es weitergehen wird. Vielleicht wird mein Leben in einer Katastrophe enden, vielleicht werde ich mich in mir selbst wieder finden. Ich weiß es nicht, und das ist ganz gut so. Aber die Musik in dem Psalm wird mich immer begleiten und irgendwann wird sie mich an den schattigen Ort, zu Gott, bringen. Und Er wird mich in den Arm nehmen.

Anonym

Wie ein großer, warmer Schal

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Gerade erhalte ich Nachricht von einer Freundin, die in der vergangenen Woche ihr ungeborenes Kind verloren hat. Eine andere Mail, eine andere Freundin. Ihr wurde eben ein Knoten aus der Brust entfernt. Nun bereitet sie sich auf die Chemotherapie vor. Ich wünschte, ich könnte diese Freundinnen einhüllen in einen großen warmen Schal, sie damit ein wenig schützen vor dem, was an Alltag von ihnen gefordert wird, sie wärmen und trösten. Ich wünschte, ich könnte so für sie Trauer- und Trostworte der Bibel und die Zusagen eines liebevollen Gottes buchstäblich erfahrbar machen.

Hirte

Deine Sanftmut liegt wie ein großer, warmer Schal auf meinen Armen.
Gott, meine Mutter, du gibst in mich Ruhe und Kraft.
Text von Sybille Fritsch

Ich habe auch andere im Sinn: Der Freund, dessen Frau tödlich verunglückt ist, dasjenige “meiner” Kinder, welches an der unerträglichen familiären Situation leidet ebenso wie das, welches von den anderen Schulkameraden ausgeschlossen wird und daran fast zerbricht. Die Freundin, die gerade herausgefunden hat, dass ihr Mann alkoholkrank ist. Die Menschen, die mir in der Bahnhofsmission von ihren Lebensschicksalen, von Arbeitslosigkeit und ihrem Leben auf der Straße erzählt haben. Helfer, die nach bewegenden Einsätzen mit dem Erlebten fertig werden müssen.

Geborgen

Schon länger plane ich ein Projekt dazu. Die Idee ist, biblische Worte in Bilder zu fassen und daraus einen großen Schal auf meinem Lieblingsmaterial Seide zu gestalten.

Ich möchte Dich herzlich einladen, an diesem Projekt teilzunehmen! Schicke mir einen Spruch, eine Passage oder eine Geschichte aus der Bibel, die Du als tröstlich, ermutigend, wärmend erlebst. annefischer@atelierannefischer.de

Wichtig wären für mein Verständnis auch ein paar Worte dazu, die mir von Deiner persönlichen Beziehung dazu erzählen. Es kann auch eine Geschichte oder der Gedanke eines Autors sein, welche das ausdrücken, was Du empfindest. Ich möchte das Projekt gerne auch auf meiner Homepage vorstellen und dort begleiten. Daher ist es wichtig für mich zu wissen, ob ich Deinen Text auch dort veröffentlichen darf. Mit oder ohne Namen. Wenn die Umsetzung dieser Idee gelingt, möchte ich auch gerne die entstandenen Bilder ausstellen. Eine Auswahl der eingehenden Texte behalte ich mir vor.