Pfingstpredigt zur Jahreslosung 2019

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Antependium zur Jahreslosung 2019

Suche Frieden und jage ihm nach.
Psalm 34,15

Pfingstpredigt am 9. Juni 2019 von Pfarrerin Annette Waffenschmidt zur Jahreslosung 2019:

Liebe Gemeinde,

suche Frieden und jage ihm nach! (Psalm 34,15) So heißt unsere Jahreslosung. Sie sehen dazu hier vorne am Altar ein Antependium – einen Altarbehang. Die Künstlerin Anne Fischer, die schon zwei Mal in unserer Gemeinde war, um mit uns Kerzen zu gestalten, hat es angefertigt. Ihre Gedanken zu unserer Jahreslosung hat sie in Bilder übersetzt und auf Seide gemalt. Die Taube – die Blätter – das Herz – eine Frau. Das sind die Symbole, aus denen sich das Bild zusammen setzt – Symbole, Bilder des Friedens, die sich überraschend gut verknüpfen mit den Bildern, die uns die Bibel vom Pfingstfest vor Augen malt.

Schmückt das Fest mit Maien – mit diesem Lied hat uns der Chor auf unseren heutigen Pfingstgottesdienst eingestimmt – und das haben wir getan: unsere Kirche mit Maien, mit dem Frühlingsgrün, mit Blumen und Birken geschmückt. Grün – Grünkraft wie Hildegard von Bingen sagt – tut unseren Augen und unserer Seele gut, lässt uns frisch und fröhlich werden. Grün – das ist die Farbe der Blätter und die Hintergrundfarbe auf dem Antependium.

Die Freude am Grün – sie verbindet sich mit dem Ursprung unseres Pfingstfestes. Denn das erste Pfingstfest, das die Jünger Jesu erlebten, fiel auf das erste Erntefest des Jahres, an dem die Kinder Israel Gott für die ersten reifen Feldfrüchte danken. Dieses Fest (Schawuot) gehört zu den drei großen jüdischen Wallfahrtsfesten. Und zieht Pilger aus aller Welt nach Jerusalem. Zusätzlich zu den Fremden, die bereits in dieser „Multikulti“-Stadt wohnen. Babylonisches Sprachgewirr füllt dann einmal mehr die Jerusalemer Gassen. So war es auch damals zu Pfingsten – 50 Tage nach Ostern. Die Apostelgeschichte erwähnt Parther und Meder und Elamiter. Aus Mesopotamien, Judäa, Kappadozien, Pontus, der Provinz Asien, Phrygien und Pamphylien, Ägypten, aus Kyrene in Libyen stammen sie. Außerdem kommen noch Römer, Kreter und Araber dazu. Und alle bringen sie ihre Muttersprache mit. Aus aller Herren Länder, aus allen Teilen der damals bekannten Welt kommen die Pilger – zum Tempel nach Jerusalem – um dem Gott Israels nahe zu sein.

Die Pilger, die Fremden erinnern mich an zwei große Propheten Israels – Jesaja und Micha – und ihre große Vision vom Frieden. Die Propheten verkünden: die Völker laufen herzu – zu Gottes Heiligen Berg – um dort Weg-weisung zu empfangen: für Gottes Wege. Für den Weg zum Frieden. Dann werden die Schwerter zu Pflugscharen umgeschmiedet und kein Volk wird mehr lernen wird, Krieg zu führen.

An diese Bilder der Propheten erinnern mich die Erzählung der Apostelgeschichte: Ein fröhliches, friedliches Fest. Ein Fest der Völkerverständigung. Diesen Keim trägt das Fest schon in sich – bevor unser Pfingstfest aus ihm erwuchs.

Und dabei geschieht’s: Ängstliche Menschen – Jesu Jünger – empfangen Gottes Geist. Und er verändert sie. Sie gehen hinaus. Sprechen frei und offen von dem, was sie bewegt – und sie sind verständlich. Jeder versteht sie in seiner eigen Sprache. Was sie sagen ist klar und überzeugend. 3000 – so heißt’s – ließen sich am Pfingstfest taufen. Die Kirche aus vielen Völkern war geboren. Die weltweite Ökumene – Kirche, die den ganzen bewohnten Erdkreis einbezieht – ist von Anfang an im Sinne von Gottes lebendigem und heiligem Geist.
Die Taube: sie ist das Symbol des Heiligen Geistes. Das Symbol des Friedens. Wir sehen sie auf unserem Altarbehang. Mit himmlischem Blau kommt sie herab zu den Menschen. Zärtlich schmiegt sich die Taube an die Frau auf dem Bild. Berührt sie. Erfüllt sie mit der Liebe Jesu Christi, die in ihrem – und auch in unserem – Herzen wohnen möchte.
Flammend rot. So ist das Herz, das die Frau in ihrer Hand trägt. Gefüllt mit der Liebe – die ihr gut tut – und die sie, die wir hinaus tragen sollen in die Welt. So wie Jesus Gottes Liebe und den Frieden in unsere Welt gebracht hat.

Jesus hat für seine Feinde gebetet und die Feindesliebe gemeinsam mit seinen Freunden eingeübt. Die Friedenstifter hat Jesus Kinder Gottes genannt. Den Sanftmütigen gehört die Erde gehört, sagt Jesus und die barmherzig sind – werden selbst Barmherzigkeit erfahren.
Ja. Es wird uns und unserer Welt gut tun, wenn wir dem Geist Jesu Christi unsere Herzen öffnen. Uns von ihm im Sturm erobern lassen – und zulassen dass ein anderer, sanfter, barmherziger, verständnisvoller, liebevoller versöhnlicher Wind weht – in unserem Miteinander. Und nicht der raue Wind, der uns so oft in verhärteten Diskussionen und in herabwürdigender Sprache entgegen schlägt.

Christus gleich zu werden. Seine Gesinnung in uns zu tragen – das legt uns der Apostel Paulus ans Herz.
Brannte nicht unser Herz in uns (Lk 24,32)? – so fragen die Jünger, die dem Auferstandenen begegnen. Und auch der ersten Gemeinde „ging’s durchs Herz“ (Apg 2,37) als sie die frohe Botschaft von Jesus Christus hören. Wo Herzen entflammt, von Gottes Geist ergriffen werden, da werden Menschen nicht mehr festgehalten auf ihren Stühlen. In dunklen Zimmern. In verschlossenen Haus. In Ängstlichkeit. Im Zaudern.

Vom Rausgehen – davon erzählt die Pfingstgeschichte. Gottes Geist gibt die Kraft dazu. Denn: alle Menschen sollen das Evangelium, die frohe Botschaft von der Liebe Christi erfahren.
Suche Frieden und jage ihm nach! Nachjagen – ausschwärmen – in Bewegung kommen. Das ermöglicht Gottes Geist. Dem Frieden nachjagen: ich sehe den Läufer, den Reiter, den der es eilig hat – den Frieden zu suchen, den Frieden zu finden. Weil wir nichts dringlicher brauchen unter uns als den lebendigen Geist des Friedens. Der Spannungen löst. Gespräche ermöglicht. Neue Wege eröffnet. Gerechtigkeit schafft.

Die Taube – sie ist das Symbol des Heiligen Geistes und des Friedens.

In der Taufe haben wir Gottes Geist empfangen. Pfingsten schenkt Gott ihn uns neu.

Von oben, vom Himmel kommt die Taube in den Erdkreis. Verbindet den Himmel und die Erde – Gottes Welt mit unserer. Himmelsbotin. Friedensbotin. Das ist die Taube.

Die Vögel – inzwischen gelten sie als die „Genies der Lüfte“ (Jennifer Ackermann) weil man herausgefunden hat, wie außerordentlich klug unsere gefiederten Freude sind. Belauschen wir eines ihrer Gespräche:

„Sag mir, was wiegt eine Schneeflocke?“, fragte die Tannenmeise die Wildtaube.
„Nicht mehr als ein Nichts“, gab sie zur Antwort.
„Dann muss ich dir eine wunderbare Geschichte erzählen“, sagte die Meise.

„Ich saß auf dem Ast einer Fichte, dicht am Stamm, als es zu schneien anfing; nicht etwa heftig mit Sturmgebraus, nein, wie im Traum, lautlos und ohne Schwere. Da ich nichts Besseres zu tun hatte, zählte ich die Schneeflocken, die auf die Zweige und Nadeln meines Astes fielen und darauf hängenblieben. Genau dreimillionen­siebenhunderteinundvierzigtausend­neunhundertzweiundfünfzig waren es. Als die dreimillionen­siebenhunderteinundvierzigtausend­neunhundertdreiundfünfzigste Flocke niederfiel – nicht mehr als ein Nichts, wie du sagst –, brach der Ast ab.“ Damit flog sie davon. Die Taube, seit Noahs Zeiten eine Spezialistin in dieser Frage, sagte zu sich nach kurzem Nachdenken: „Vielleicht fehlt nur eines einzigen Menschen Stimme zum Frieden der Welt.“ (Kurt Kauter)

Lasst uns diese Stimme für den Frieden sein. Amen.

Pfarrerin Annette Waffenschmidt
Ev.-Luth. Martinsgemeinde Lampertswalde

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