Ein bisschen Silber

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Ein bisschen Silber

Im Frühjahr biete ich in verschiedenen Gemeinden eine Vielzahl von Kursen und Workshops zur Gestaltung von Kerzen an. Oftmals geht es sehr viel mehr darum Mut zu machen, als technische Feinheiten zu unterrichten.

Im vergangenen Jahr hat eine Teilnehmerin eines offenen Workshops im Anschluss diesen wundervollen Text für den Gemeindebrief verfasst, den ich mit ihrer Zustimmung auch hier veröffentlichen darf.

Wie ist das, wenn man etwas zum ersten Mal ausprobiert und man sich nicht sicher ist, ob man diese Tätigkeit kann? Hat man Geschick? Macht man Fehler?

Diese Unsicherheiten kennt jeder von uns. Und wie gut tut es, wenn dann jemand Mut macht? Ich hatte das angespannte Gefühl beim Kerzen-Workshop in Worbis. Noch nie hatte ich mich am Gestalten einer Kerze versucht. Meine Sterne wollten mir nicht recht gelingen und auch die Taube hatte nicht die Gestalt, die ich mir wünschte. Die sehr sympathische und äußerst kompetente Kursleiterin Anne Fischer machte mir aber Mut: »Ich trau dir das zu. Und wenn es nicht hundertprozentig ist, kommt ein bisschen Silber drüber.« Gemeint war ein silberner Faden aus Wachs, der am Ende die Kerze komplett machen sollte und Akzente setzen würde. Die Taube sah am Ende nach Taube aus und meine drei Sterne – nun ja –, sagen wir mal, sie sind sehr silbern. Aber meine erste selbst gemachte Kerze, sie ist toll und ich liebe sie. Weil »ein bisschen Silber drüber« so gut geholfen hat – auf der Kerze und auf meiner Seele.

Ich glaub, ich nehme »ein bisschen Silber drüber« in meine Lebensmottosprüche auf. Das macht Mut. Du kannst vielleicht nicht alles und bist unsicher, wie das Ergebnis wird. Aber wenn »ein bisschen Silber drüber« kommt, dann sieht man den Fehler nicht so sehr. »Ein bisschen Silber drüber« macht das Ende gut und setzt Akzente. Man schaut auf das Gute und nicht so auf das, was man (noch) nicht richtig kann.

Ist das mit Gott nicht auch so? Setzt er nicht auch Akzente bei uns? Gibt er uns nicht auch Mut? »Halte durch! Ich bin bei dir alle Tage und wenn du dein Leben nicht hundertprozentig gut meisterst, dann helfe ich dir. Ich mach ein bisschen Silber drüber und zeige dir am Ende, was du Gutes erreicht hast.«

Und ganz nebenbei schickt er uns Menschen um uns herum, die uns helfen, die uns loben. Das ist der Schulterschlag oder der Daumen hoch, das ist ein tröstendes Wort oder ein aufmunterndes Lächeln. Das sind die lieben Menschen, die unsere Akzente kennen und uns zeigen und notfalls macht Gott, der uns so liebt »ein bisschen Silber drüber«.

K. T.

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