Die Hochzeitskerze ist ein besonderer Brauch der christlichen Kirche, welcher bereits im Mittelalter eingeführt wurde. Ursprünglich trug die Braut oder ein Blumenmädchen die brennende Kerze in die dunkle Kirche hinein. Diese Tradition erinnert an den Einzug der Osterkerze in der Osternacht und symbolisiert das Licht Christi, das für die Brautleute scheinen soll. Mit dem Psalmwort: »Du bist meinem Fuß eine Leuchte und ein Licht auf meinem Weg«, sagt die Traukerze dem Brautpaar Gottes Begleitung auf seinem Eheweg zu (Psalm 119,105).
Geschichtlich gesehen liegen die Ursprünge wohl in der einfachen Aufgabe, die Kirche zu beleuchten und die Dunkelheit mit ihren »bösen Geistern« zu vertreiben. Heute wird die Kerze üblicherweise erst am Altar von dem Pfarrer/der Pfarrerin, dem Brautpaar selbst oder der Patin der Braut an der Osterkerze entzündet. Die Kerzenflamme soll die Gebete des Paares weit in den Himmel tragen und ein Symbol der Liebe zueinander sein. Die Liebe soll strahlen und leuchten und die Herzen der Mitmenschen erwärmen.
In manchen Gegenden trägt die Braut statt des Brautstraußes eine reich verzierte Kerze, die während der Trauung neben ihr steht. Daher kommt die Bezeichnung als Brautkerze. Eine zeitlang waren die Kerzen so prunkvoll und schwer, dass sie von Männern getragen werden mussten.
Typische Motive für Hochzeitskerzen sind:
- Tauben als Symbol der Treue,
- Ringe als Symbol der Unendlichkeit der Liebe,
- Herzen als Symbol für die Liebe,
- ein Kreuz als Symbol für den gemeinsamen christlichen Glauben.
Zu etwas ganz Besonderem wird die Traukerze, wenn das Motiv individuell auf die Lebens- und Liebesgeschichte des Paares, bzw. der Familie Bezug nimmt, oder den ausgewählten Trauspruch aufgreift und so dem gemeinsamen christlichen Glauben Ausdruck verleiht. Daneben können kleine Besonderheiten der Kennenlern- oder Lebensgeschichte des Paares mit einbezogen werden.
Wenn die Kerze nicht schon von Anfang des Gottesdienstes an brennend auf dem Altar steht, kann sie nach dem Eheversprechen angezündet werden. Oftmals wird das »Gedicht der Hochzeitskerze« dazu vorgelesen. Der Verfasser des Originals ist unbekannt, diese Fassung ist von mir bearbeitet:
Ich habe es gesehen,
ich war dabei, als ihr eure Hände ineinander gelegt
und euch einander euer Ja zugesprochen habt.
Meine Flamme habt ihr gemeinsam
am Licht der Osterkerze entzündet.
Ich bin viel mehr als nur eine Kerze,
mehr als ein Geschenk.
Mein Licht soll euch begleiten
auf eurem gemeinsamen Weg als Ehepaar.
Ich bin Zeuge im Hause eurer Liebe
und wache stets über euch.
Zündet mich an als Erinnerung an euer Versprechen,
wenn ihr vor Freude außer euch seid,
oder ein neuer Stern am Horizont eures Lebens aufgeht.
Zündet mich an, wenn es dunkel wird,
wenn euch die Stürme des Lebens umwehen,
wenn Streit aufkommt,
wenn Kummer oder Leid euer Herz umfängt.
Zündet mich an, wenn ihr nicht wisst,
wie ihr wieder aufeinander zugehen könnt,
wenn ihr die Aussprache sucht,
ihr aber keine Worte findet,
wenn ihr euch nahe sein möchtet,
ihr euch aber wie gelähmt fühlt.
Mein Licht brennt für euch,
das Licht des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe.
Ein deutliches Zeichen, hell und klar,
meine Sprache ist einfach zu verstehen.
Ich wärme euch das Herz, wenn ihr euch an den Moment erinnert,
an dem ihr mich das erste Mal entzündet habt.
Ich bin eure Hochzeitskerze,
ich habe euch beide gern.
Lasst mich brennen, wann und wie lange ihr es möchtet und braucht,
bis ihr dann gemeinsam,
Wange an Wange,
mein Licht ausblasen könnt.