Erst bei der Premiere im Freiburger E-Werk sehe ich meine Arbeit im Ganzen. Auch die Geschichte des Stücks kenne ich nur in Teilen. Ich bin also gespannt, wie alles zusammenwirkt. Und bin begeistert.
“Das ewige Lied” erzählt die Liebesgeschichte der afrikanischen Mariam und des deutschen Anton. Ein dreistündiges, kurzweiliges und farbenprächtiges Spektakel mit Schauspiel, Live-Musik und Tanz, einer Vielfalt an Hautfarben und kulturellen Einflüssen. Eine Geschichte, so alt wie die Welt.
Im Oktober kommt das Stück nach Offenburg in den Salmen.
“Das ewige Lied” ist der Titel eines Theaterstücks, welches die Ausschreibung der Landesstiftung Baden-Württemberg zum Literatursommer 2008 “Literanto – Kulturen begegnen sich” gewonnen hat. Der Autor Samuel Wilsi bittet mich, für sein Stück ein besonderes Bühnenbild anzufertigen. Kein starres Bild im Hintergrund, sondern bewegte Bilder aus Seide sollen es werden. Meine technische Ausrüstung für solch ein Unterfangen ist mehr als dürftig. Nur mit Hilfe all meiner Kunstbücher kann ich die drei bis vier Meter langen Seidenbahnen Stück für Stück auf den Rahmen spannen. Und nun erschließt sich mir auch endlich, warum Kunstbücher immer so schwer sein müssen!
Insgesamt benötige ich 32 Quadratmeter Seide, dazu ein paar Meter anderen Stoffes, der die Aufhängung auf zwei Drahtseilen ermöglicht, die quer über die Bühne gespannt werden. Neun einzelne “Schals” entstehen, die sowohl einzeln als auch in Gruppen verschiedene Bühnenbilder ergeben. Ein weiteres Tuch wird im direkten Spiel eingesetzt. Da das Stück in Afrika, Deutschland und auf den Wegen dazwischen spielt, müssen Motive und Farben eine klare Zuordnung ermöglichen. Daher trenne ich die Farben strikt in Gelb- und Brauntöne für Afrika und Blau- und Grüntöne für Deutschland. Einzige Ausnahme sind die hell erleuchteten Fenster in der deutschen Häuserfront – Einladung zum “Dahinter-Schauen” und Verbindung der beiden Welten zugleich. Der Fluss, dessen Geschichten die Hauptdarstellerin zu ihrer Reise veranlassen, begleitet sie in seinen verschiedenen Darstellungen durch das ganze Stück.
Der Besuch in der Fondation Beyeler bleibt für den Kunst-und-Krempel-Nachmittag nicht ohne Folgen. Ganz besonders hatte es der japanische Künstler, der seine Bilder mit den Füßen “malt”, meinem Kunstkind angetan. In einer fröhlichen Mischung aller Stile tritt sie die Kunst buchstäblich mit Füßen. Allerdings nicht nur mit diesen und so habe ich hinterher nicht nur neue Kunstwerke auf dem Papier zu bewundern, sondern auch auf den Balkonwänden, der Gießkanne, den Pflanzen, meiner Person und natürlich dem ganzen Kunstkind. “Action Painting” in seiner ganz ursprünglichen Bedeutung!
Zur Konfifreizeit halte ich einen Workshop, bei dem die Jugendlichen für ihre Konfirmation Kerzen gestalten wollen. Eine buchstäbliche Nacht- und Nebel-Aktion, zu der ich erst am Vortag eingeladen werde. Der Zeitpunkt ist mit 20 Uhr Abends recht spät, die Konfirmanden sind aufgedreht und ich habe aufgrund des scharfen und spitzen Werkzeugs (Bastelmesser und -skalpelle) Bauchschmerzen. Das Licht ist mehr als dürftig – alles in allem keine besonders guten Bedingungen. Aber das Projekt gelingt. Jede und jeder gestaltet eine ganz individuelle Kerze. Am Anfang steht nicht etwa die Auswahl fertiger Vorlagen, sondern die eigene Zeichnung. Und so entstehen tolle Unikate, die auch von den zahlreichen Gästen am Konfirmationstag bewundert und oft fotografiert werden.