Jahreslosung 2017

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Jahreslosung 2017

Gott spricht:
Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch.
Ezechiel 36,26 (Einheitsübersetzung)

Nahezu alle Darstellungen der neuen Jahreslosungen bilden ein Herz ab. Dieses Symbol für Liebe und Herzschmerz. Möglichst in Rot und ein bisschen kitschig. Denn davon handelt ja wohl dieser Satz aus der Bibel: ein neues Herz, ein bisschen »Wir-haben-uns-alle-lieb« und dann wird schon alles gut. Einmal mehr ein besserer Mensch werden. Dazu noch einige Geschichten von tatsächlichen neuen Herzen, von ergreifenden Begebenheiten. Diese Geschichten gehen zu Herzen, rühren mich zu Tränen. Und dann ist sie vergessen, die Jahreslosung, denn das Jahr ist voll mit vielem Anderen, das bepredigt wird und das meinen Alltag ausmacht.

Und dann dieses Motiv. Kein Herz weit und breit. Immerhin eine Taube, die wohl für den Geist durchgeht. Rot gerade mal als eine von buchstäblich allen Farben des Regenbogens. Aber kein Herz. Statt dessen zwei, die Brot und Kelch in den Händen haben, die sich unter dem Kreuz begegnen. Darüber im Himmelblau der Regenbogen aufgespannt und die Taube mit dem Olivenzweig im Schnabel. Dabei zielt der Begriff Herz (hebräisch leb/lebab) in der Hebräischen Bibel weniger auf Stimmung und Gefühl, sondern vielmehr auf Vernunft, Planen und Wollen ab. Vielleicht lässt es sich heute als »mit Herz und Verstand« lesen und somit beides zusammen bringen. Herz und Verstand können überfließen vor Begeisterung, Kraft und Lebensfreude. In jedem Menschen ist die schöpferische und inspirierende Geisteskraft Gottes angelegt. Gestaltendes kreatives Potenzial. Aber das, was das Leben mit sich bringt, kann entmutigen, verletzen und an den Kräften zehren. Das Herz kann eng und müde werden, verhärmen oder gar versteinern. Der Geist kann stumpf und kraftlos werden, manches einem sogar buchstäblich den Verstand rauben.

Gott kann gut etwas anfangen mit verlorenem Leben, zerbrochenen Beziehungen, müden Gemeinden und ausgebrannten Herzen. Gott erneuert. Schon einmal gab es einen sichtbaren neuen Anfang. Nach der Sintflut. Erst das Zeichen der Hoffnung und des Vertrauens, das die Taube mit diesem Olivenzweig im Schnabel zu den Menschen auf die Arche brachte. Und dann der Regenbogen als Zeichen des Versprechens, des neuen Anfangs. Und auch heute noch leuchtet er auf, mitten in den Stürmen des Lebens. Ein Zeichen der Ermutigung, der Hoffnung, des Vertrauens. So sind auch diese beiden Menschen umgeben von einem Regenbogen, der am Himmel in allen Farben leuchtet. Darüber die Taube mit dem Olivenzweig. Die Taube auch als Symbol für den Heiligen Geist. In dieser Darstellung kommt er nicht mit Brausen, sondern mit einer stillen Kraft. Übergroß ist die Taube im Verhältnis zu den Personen, als würde sie schützend die Flügel über sie breiten, sie umhüllen mit Frieden und Zuversicht. Ein neues Herz, das schlägt und fühlt und lebendig ist. Ein neuer Geist, der Müdes belebt, Ausgebranntes neu entfacht, Kaltes erwärmt, Verhärtetes tröstet und auflöst. Ein Geist, unter dessen Fittichen ein geschützter Raum entsteht für Trauer, Schmerz und Verwandlung. Für einen neuen Anfang. Der neue Ideen bringt und die Phantasie beflügelt und der auch hilft, konkret zu werden, zu ordnen und zu planen. Ein Geist, der einen den eigenen Herzschlag wieder spüren lässt.

Unter dem Kreuz zwei Menschen, die sich begegnen. Still, einander zugewandt. Brot und Kelch halten sie in den Händen, auf Höhe des Herzens. Von Herzen reichen sie sich die Gaben. Bringen dar, was sie sind und was sie ausmacht, begegnen sich im Abendmahl. Braun und Grün sind die Farben des Mannes. Verwurzelt in der Erde, mit beiden Beinen auf dem Boden. Wachsend, reifend, grünend. Pfingstliches Rot die Farbe der Frau. Die Farbe des Blutes, des Lebens. [Jesus] sprach das Dankgebet, brach das Brot und sagte: Das ist mein Leib für euch. […] Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut. Ein geradezu intimer Moment, wie sich die beiden Menschen da unter dem Kreuz begegnen, sich als Gemeinde im Abendmahl stärken, trösten und ermutigen. Da erwächst etwas Neues in den Herzen jedes einzelnen und in der Gemeinde. Das Abendmahl, ein Geschenk. Zur Begegnung, zur Erneuerung, zur gemeinsamen Feier. Zum Loslassen und Kraft tanken. Gemeinschaftlich, versöhnend, stärkend, liebevoll. Der Heilige Geist erneuert Freude, Lachen, Trost und Liebe. Das ist es, was auch die Gemeinden lebendig macht.

Das gesamte Motiv ist durchzogen vom Kreuz. Dem großen Symbol der Liebe Gottes zu den Menschen. Es wirkt auch, wie ein Fensterkreuz. So dass aus der Kreisfläche ein Himmelsfenster wird. Das neue Herz und der neue Geist bringen eine Ahnung vom Himmlischen, während sich die beiden Personen fest auf dem Boden stehend begegnen. Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. Diese Zusage kommt nicht von irgend jemandem, sondern von Gott selbst. Ein Versprechen von ihm an mich. Die Jahreslosung lädt ein, sie mitzunehmen. Durch das ganze Jahr hindurch. Ihr nachzuspüren und damit auch dem Geschenk des neuen Herzens und des neuen Geistes.

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