Seit mehreren Jahren arbeite ich an den Vorbereitungen zu einer Serie von Paramenten. Dies sind die im Kirchenraum und in der christlichen Liturgie verwendete Textilien. Nun habe ich mein erstes Antependium (lat. ante “vor” und pendere “hängen”) aus Seide gestaltet, ein Altartuch zu Jeremia 17,7-8:
Gesegnet aber ist, der sich auf den HERRN verlässt und dessen Zuversicht der HERR ist. Der ist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt, der seine Wurzeln zum Bach hin streckt. Denn obgleich die Hitze kommt, fürchtet er sich doch nicht, sondern seine Blätter bleiben grün; und er sorgt sich nicht, wenn ein dürres Jahr kommt, sondern bringt ohne Aufhören Früchte.
Paramente sind nicht einfach Dekoration. Sie unterstützen die Liturgie im Wandel des Kirchenjahres und sind gemeinsam mit den anderen Kunsterwerken des Kirchenraumes Teil der Gottesverehrung. Antependien laden ein still zu werden. Sie sind ein Ruhepunkt, auf den sich der Betrachter einlässt und schaffen Raum zur Meditation. Im Verlauf des Kirchenjahres werden die Antependien entsprechend den liturgischen Farben gewechselt: Violett für die Bußzeiten im Advent und der Passionszeit, Weiß für die hohen Christusfeste Weihnachten und Ostern, Rot für Pfingsten und besondere Feste, die mit dem Wirken des Heiligen Geistes zu tun haben und Grün als Farbe des Wachstums und der Hoffnung für die ungeprägten Zeiten.
Mein Altartuch fand zum ersten Mal zur Hochzeit meines Bruders Verwendung und nun zu einem weiteren Gottesdienst anlässlich der Verabschiedung des Offenburger c-punkt-Leiters Helmut Ellensohn unter der Leitung von Dekan Bürkle.
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