Nehmt einander an

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Jahreslosung 2015

In den vergangenen Jahren habe ich mich intensiv mit der künstlerischen Gestaltung der jeweiligen Jahreslosung befasst. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich niemals eine konkrete biblische Geschichte in den verschiedenen Motiven dargestellt gefunden habe. Die Losung für das Jahr 2015 bietet sich dafür jedoch in ganz besonderer Weise an.

Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.
Römer 15,7

Im Zentrum des Motivs steht Jesus. Dem blinden Mann zugewandt, den er eben geheilt hat. Aufrecht stehen sie sich gegenüber, der vormals Blinde noch mit gesenktem Kopf, aber dennoch von Angesicht zu Angesicht mit Jesus. Aufgeholfen hat dieser ihm, weggeholt von der Ecke, in der er sonst gesessen und um Almosen gebeten hat. Seine Kleidung ist grün, die Farbe der Hoffnung, des Neuen, Lebendigen, des Wachstums. Jesus hat ihn aufgerichtet, gibt ihm neues Leben. Beide sind in die Begegnung versunken, ein Beziehungskreis umfängt sie, schließt das Kreuz und das Licht mit ein.

Ein anderer Beziehungskreis. Hinter Jesus kniet eine Frau. Ihr Kleid ist rot, es ist die blutflüssige Frau. Durch ihren Zustand ist sie unrein, möglichst klein und unsichtbar macht sie sich, um durch die Menschenmenge hindurchzugelangen. Nur einmal das Gewand Jesu berühren möchte sie. Im Verlauf ihrer Geschichte wird er sich ihr zuwenden, sie ansprechen, körperlich und seelisch aufrichten. Oben im Baum einer, der sich fernhält von den Menschen. Er ist nicht gut gelitten, der Zöllner. Zachäus sitzt da, schaut zusammengesunken durch die Zweige hindurch auf die Szenen vor ihm. Vielleicht mit Sehnsucht nach solch einer Begegnung für sich selbst. Auch er in einem eigenen Beziehungskreis. Auch in seiner Geschichte wird sich Jesus ihm zuwenden, ihn ansprechen, ihm Würde verleihen und ihn aufrichten.

Alle Teile des Motivs haben eine Bedeutung. Der Baum ist ein biblisches Symbol für das Verwurzelt-Sein im Glaubensgrund, für das Wachsen, Reifen und Frucht bringen. Ein Baum verbindet Erde und Himmel. Die Flächen des Hintergrunds sind zum großen Teil blau gestaltet, der Farbe des Himmlischen. Auch Jesus trägt über dem weißen Gewand ein blaues Tuch, als Zeichen seiner Herkunft und himmlischen Zugehörigkeit. Andere Flächen im Hintergrund sind rot, die Farbe des Blutes und damit Symbol des Opfers Jesu. Die grünen Flächen stehen für die Hoffnung und das Neue, das aus den heilsamen Begegnungen hervorgeht. Goldgelb ist das Kreuz über der Begegnung Jesu mit dem Blinden als Zeichen des Lichts.

Nehmt einander an, wie Jesus euch angenommen hat. Wie wäre es, wenn ich Jesus in meiner Begegnungs-Geschichte ganz menschlich gegenüber stehen würde. Mit meinen Verwundungen, meiner Blindheit, meinen Hoffnungen und meiner Sehnsucht nach Nähe. Ich bin mir sicher, er würde mich wahrnehmen, sich mir zuwenden, mich aufrichten, mir von Angesicht zu Angesicht begegnen. So dass ich hoch erhobenen Hauptes, gesegnet, geheilt, leichter und vielleicht mit beschwingtem Schritt aus dieser Begegnung hervorgehen kann.

Um die Aufforderung in diesem Bibelwort an jeden einzelnen darzustellen, haben die Figuren keine Gesichtszüge. Es geht um meine Beziehungen und meine Begegnungen. Darum, wie der andere weitergehen kann, nachdem er mir begegnet ist und darum, ob ich mich ihm zuwenden konnte. Für diesen Augenblick. Das gilt genauso für mich, wie ergeht es mir mit dem anderen. Ist die Begegnung freundlich, respektvoll, aufmerksam, zugewandt. Vielleicht tröstend, heilsam, ermutigend. Zu Gottes Lob und weil es so gut tut, angenommen zu sein.

Wie im vergangen Jahr ist das Motiv der Jahreslosung als Plakat, Postkarte, Mini-Kalender, Lesezeichen und auf Kerzen beim LOGO-Buchversand erhältlich.

Ich werde auch wieder ein Wander-Antependium mit diesem Motiv gestalten. Ausgeliehen werden kann es dann ebenfalls über den LOGO-Buchversand.

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